Wenn die wandelnden Toten durch die Lande ziehen und es keinerlei zivilgesellschaftliche oder institutionelle Strukturen mehr gibt, an wen wendet man sich? Wie beschafft man sich jeden Tag Nahrung? Wie einen fahrbaren Untersatz und woher Benzin dafür? Wenn es kein fließendes Wasser und Strom mehr gibt, wie schlägt man sich durch, ja, wo geht man überhaupt auf´s Klo?
Das sind einige Fragen, die einem kommen, wenn man den typischen Zombie-Film sieht. Jedoch habe ich bisher noch nie einen gesehen, der sich wirklich mit den alltäglichen Problemen und der extremen psychischen Belastung auseinandersetzt, die es bedeutet, wenn von heute auf morgen die Welt, wie wir sie kennen nicht mehr existiert. Doch lauern Gefahren nicht auch jenseits der faulenden Kadaver? Sind es am Ende nicht die Mitmenschen, die einem noch viel gefährlicher werden können?
Das ist der Punkt, um den sich Robert Kirkman´s Serie "The walking Dead" besonders kümmert, nämlich die psychologischen Auswirkungen einer Untoten-Invasion. Zwar gibt es auch hier wahre Metzelszenen, jedoch verkommen diese nie zum Selbstzweck und mit Fortschreiten der Serie werden die Zombies - so merkwürdig es klingt - immer weiter aus dem Fokus der Geschichte genommen. Denn die Serie lebt nicht davon, daß man Untote über Menschen herfallen sieht, sie lebt von den Charakteren. Von ihren Ängsten, ihren Sorgen und Nöten. Ihren Hoffnungen und natürlich den mitunter konfliktträchtigen Beziehungen untereinander.
Doch genug der Vorrede.
Volume 1: Days gone byZu Beginn der Serie lernen wir die Polizisten Rick und Shane kennen, welche sich gerade einem entflohenen Sträfling gegenübersehen. Beim Versuch, diesen zu überwältigen, wird Rick angeschossen, fällt ins Koma und wacht erst später im Krankenhaus wieder auf.
Alleine wandert er durch das menschenleere Gebäude, bis er in der Cafeteria auf die neuen "Hausherren" trifft: Zombies! Knapp entkommt er ihnen und findet seine Heimatstadt völlig verwüstet vor, scheinbar ist jeder geflohen. Die einzigen Überlebenden, die er trifft, sind Morgan Jones und sein kleines Sohn Duane, die sich im Haus von Ricks Nachbarn eingerichtet haben. Von Morgan erfährt Rick, daß man in den Nachrichten der Bevölkerung geraten habe, in die größeren Städte zu flüchten. Da Ricks Frau und Sohn nirgends zu finden sind, nimmt er an, daß sie nach Atlanta, zu seinen Schwiegereltern gefahren sind und den Rat befolgt haben.
Er selbst stafiert sich sowie Morgan in der Polizeistation mit dem nötigsten aus (Waffen, Munition und sogar Streifenwagen), sie verabschieden sich und Rick macht sich Richtung Atlanta auf. Auf der Reise dorthin sammeln er und der Leser Eindrücke aus der "neuen Welt": Autowracks, Leichen und das Gefühl völliger Einsamkeit.
Im zombieverseuchten Atlanta angekommen trifft Rick auf eine Gruppe Überlebender, zu der auch seine Frau Lori und sein Sohn Carl. Außerdem sein Polizeikollege Shane. Am nächsten Tag warnt ihn Dale, der alte Campingmobilbesitzer, daß etwas mit Shane nicht stimmt. Er hätte ein Auge auf Lori geworfen und wäre in Wahrheit nicht sehr erfreut, daß Rick noch am Leben sei.
Im weiteren Verlauf der Geschichte muß die Gruppe ihre ersten Verluste hinnehmen und besonders das langsame Dahinsichen nach einem Zombiebiß von Jim, der hofft, auf diese Weise mit seiner Familie wiedervereint zu werden, wurde sehr gut nachfühlbar umgesetzt. Daraufhin überschlagen sich die Ereignisse auch schon: Shane dreht durch und will Rick töten, da er ihm bei seinem vermeintlichen Glück mit Lori im Wege steht.
In letzter Sekunde ist es Ricks kleiner Sohn Carl, der Shane erschießt und so seinen Vater rettet.
Volume 2: Miles behind usIn einer Rückblende sehen wir, was in Shane die Hoffnungen auf ein Zusammenleben mit Lori gewckt hat: während Rick im Krankenhaus lag hatten die beiden miteinander geschlafen. Nach Shane´s Begräbnis bricht die Gruppe in Dale´s Wohnmobil auf, um weiterzuziehen. Dabei treffen sie auf den Ex-Footballspieler Tyreese, seine Tochter Julie und deren Freund Chris.
Mittlerweile hat es begonnen, zu schneien. Lori gesteht Rick, daß sie schwanger ist (aber nicht, daß das Baby möglicherweise gar nicht von ihm ist!) und die kleine Gruppe findet in einer verlassenen, jedoch umzäunten Wohnsiedlung Unterschlupf. Wie sich jedoch herausstellt, ist diese nicht ganz so verlassen, wie zunächst gedacht: es wimmelt von Zombies.
Erneut wird die Gruppe dezimiert und muß fluchtartig aufbrechen. Als Rick, Tyrese und Carl sich aufmachen, um etwas Eßbares zu jagen, wird Carl angeschossen und schwer verletzt. Der Schütze stammte von einer nahegelegenen Farm, die von einem Arzt und dessen Familie betrieben wird. Also bringen sie den Kleinen so schnell wie möglich hin. Carl wird gerettet, jedoch entdecken wir, daß in der Scheune Zombies gehalten werden. Hershel, der Arzt, erklärt dem geschockten Rick, daß er die wandelnden Toten dort einsperrt, bis sich eine Möglichkeit finden lässt, diese zu heilen. Zumal auch sein Sohn dort drin umherwandert.
Es kommt, wie es kommen muß: die Zombies kommen durch einen unglücklichen Zufall frei und richten ein Blutbad an, was die Zahl der Protagonisten wieder senkt. Außerdem sieht man auch, daß mit Julie und Chris etwas nicht stimmt. Nach der Katastrophe mit den entlaufenen Zombies schmeißt Hershel die Gruppe kurzerhand raus.
Man kämpft sich weiter durch und findet ein verlassenes Gefängnis. Ein sicherer Ort zum Leben, oder?
Volume 3: Safety behind BarsNachdem sie sich um die umherstreifenden Untoten auf dem Gefängnishof gekümmert haben, dringen unsere Überlenden zur Cafeteria vor, in der sie vier Insassen vorfinden. Einer sitzt wegen Steuerhinterziehung, einer wegen Raubüberfall, einer wegen Drogen und der vierte wegen Mordes.
Davon mal ab, ist der Laden aber bis unter die Decke mit Lebensmitteln gefüllt und gibt bestimmt ein zombiesicheres Zuhause ab, wenn man ihn erstmal völlig von wandelndem Gammelfleisch gesäubert hat...
Wir erfahren nun auch, warum Julie und Chris sich so seltsam benommen haben: die beiden wollen sich umbringen, was sie dann auch tun. Nun, nicht ganz. Chris überlebt und Tyreese tobt sich - wahnsinnig vor Zorn und Trauer um den Verlust seines Kindes - an Chris aus. Übel. Julie kommt als Zombie zurück und das Gesehene beschäftigt Rick.
In der Nacht kann er nicht schlafen und beschließt, auf einem in der Gefängnisgarage gelagerten Motorrad fortzufahren. Er sagt den anderen nicht, wohin die Reise geht.
Der Leser erfährt jedoch, daß er nach Atlanta zurückfährt, um Shane auszugraben. Der Gedanke, daß dieser quasi "lebendig" begraben ist, hat ihn nicht losgelassen. Er jagt ihm eine Kugel durch den Kopf und macht sich wieder auf den Weg zurück zum Gefängnis.
Dort geht in der Zwischenzeit ein Mörder um und dezimiert die Gruppe, während Tyreese und Carol ein Techtelmechtel beginnen. Doch wer tötet die Flüchtlinge? Ist es der wegen Mordes verurteilte Dexter? Ja? Nein?
Als der Mörder gestellt wird, lernen wir, was die Zeit des Überlebenskampfes mit Rick gemacht hat: aus dem warmherzigen Familienvater wird zusehends ein skrupelloser Beschützer seiner Familie, der sich an dem Mörder die eigene Faust zu Brei schlägt.
Zum Ende setzt es noch einen Cliffhanger: zwei der Insassen haben Waffen und fordern ihre Gäste "höflich" auf, zu verschwinden.
Volume 4: The Heart´s DesireDie Situation schlägt erneut um, als Zombies aus dem Gefängnistrakt ausbrechen, aus dem Dexter die Waffen geklaut hat. Plötzlich müssen alle gemeinsam gegen die wandelnden Toten kämpfen. Während des Kampfes macht Dexter Rick deutlich, daß dessen Hilfe nichts and er Situation ändert und das sie alle zu verschwinden hätten.
Rick nutzt einen unbeobachteten Moment und erschießt während des Durcheinanders Dexter, um die Gruppe davor zu bewahren, wieder hinaus auf die offene Straße zu müssen.
Danach bekommt die Gruppe Zuwachs: Michonne, die mit ihrem Schwert hervorragend umgehen kann, gesellt sich zu unserer Gruppe. Es entstehen erste Spannungen zwischen Carol und Michonne, was das Thema Tyreese angeht. Diese werden durch sein Fremdgehen mit Michonne verschlimmert, was Carol beobachtet.
Apropos Michonne: in einer kurzen Szene sehen wir, daß sie eigenartige Selbstgespräche führt. Darauf angesprochen, streitet sie diese ab. Was da wohl noch kommt?
Mit Allen verlieren wir ein weiteres Mitglied der Gruppe, nachdem er die Amputation infolge eines Zombiebisses nicht überlebt hat.
Carol versucht, sich das Leben zu nehmen. Zwar kann sie gerettet werden, doch Rick ist wegen Tyreese´s Verhalten so wütend, daß zwischen den beiden eine zünftige Schlägerei entbrennt. Nach seinem Ausraster wird Rick die Führungsrolle innerhalb der Gruppe abgesprochen.
Volume 5: The best DefenseWährend der riesige Stromgenerator des Gefängnisses langsam wieder in Schuß kommt, finden die Bewohner außerdem Feuerwaffen, kugelsichere Schutzkleidung und machen sich auch über die Bücher der Gefängnisbibliothek her. Es scheint sich langsam ein normales Alltagsleben einzustellen. Jedoch wid Carol offensichtlich nicht mit ihrem Selbstmordversuch fertig.
Abwechslung kommt auf, als plötzlich ein Hubschrauber am Himmel erscheint, der jedoch abzustürzen scheint. Rick bricht zusammen mit Michonne und Glenn auf, um nach Überlebenden des Absturzes zu suchen. Als sie am Wrack ankommen, finden sie jedoch niemanden, nur viele Fußspuren, die wegführen. Sie folgen ihnen bis in das nahegelegene Städtchen Woodburry, wo sie auf eine ganze Siedlung von Überlebenden treffen, die sich dort verbarrikadiert haben.
Schnell entpuppen sich diese jedoch als ausgemachte Psychopathen, die zum puren Vergnügen Zombies auf Menschen hetzen und deren Anführer (der "Gouverneur") einen äußerst unappetitlichen Trophäengeschmack hat. Um aus seinen drei Gefangenen herauszupressen, woher sie kommen, wendet er äußerst brutale Methoden an, die besonders Rick zu spüren bekommt und danach vom ansässigen Arzt - Dr. Stevens - zusammengeflickt wird.
Während Glenn "nur" eingesperrt wird, ereilt Michonne, die Rick zu Hilfe eilte, ein viel, viel schlimmeres Schicksal. Am Ende des Bandes scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Leute aus Woodburry das Gefängnis finden...
Volume 6: This sorrowful LifeMit Hilfe von Martinez, Dr. Stevens und dessen Assistentin Alice schaffen es Rick, Michonne und Glenn, aus Woodburry zu entkommen.
Doch zuvor rächt sich Michonne an ihrem Peiniger, dem "Gouverneur" noch derart bestialisch, daß selbst sie sich übergeben muß.
Dr. Stevens bleibt auf der Strecke, doch zusammen mit Martinez und Alice kehren die drei ins Gefängnis zurück. Wieder sehen wir, wie Michonne - abseits der anderen - Selbstgespräche führt.
Als Rick auffällt, daß Martinez fehlt, wird ihm bewußt, daß dieser nur ein Spitzel der Leute aus Woodburry war, um den Standort des Gefängnisses zu finden.
Während Martinez zu Fuß unterwegs ist, kommt Rick in Dale´s Wohnmobil wesentlich schneller voran und tötet Martinez kaltblütig, um seine Familie und den Rest der Gruppe vor dem Gouverneur und dessen Handlangern zu bewahren.
Früher oder später wird das Gefängnis gefunden werden, so viel ist klar. Deshalb müssen sie sich entsprechend darauf vorbereiten.
Volume 7: The Calm beforeAlice richtet die Krankenstation her, da die Geburt von Lori´s Baby bevorsteht, während die anderen sich auf einen möglichen Agriff der Woodburry-Leute vorbereiten. In einem nahegelegenen Militärdepot hamstern sie Sprit und Waffen.
Während Lori ihr Kind zur Welt bringt (Rick weiß, daß er vermutlich nicht der Vater ist), wird Dale von einem Zombie angefallen und verwundet.
Wie schon bei Allen versuchen sie auch diesmal eine Amputation, die jedoch gelingt. Dale überlebt.
Um Beobachtungen an den Untoten durchführen zu können, läßt Alice einen Zombie auf das Gelände schaffen, der festgebunden wird. Als Rick davon erfährt, will er das Ding sofort erschießen, kann jedoch von Alice überredet werden, dies nicht zu tun.
Carol verkraftet derweil weder ihren Selbstmordversuch, noch die (vermeintlich bemitleidende) Art, wie die anderen ihr seitdem begegnen.
So entschließt sie, sich von dem angebundenen Zombie töten zu lassen.
Am Ende des Bandes greift der Gouverneur mit seinen Leuten das Gefängnis an.
Fazit: Bis jetzt eine außergewöhnliche und außergewöhnlich gute Serie, die wie schon oben geschrieben von ihren Figuren lebt, nicht vom Splatter. Natürlich habe ich nicht alles geschrieben, was in den einzelnen Bänden passiert, da gerade in den zwischenmenschlichen Beziehungen eine Menge los ist, gerade beim Thema Liebe und Eifersucht.
Mein Tip: unbedingt lesen!