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BeitragVerfasst: 16.09.2009, 11:49
BenutzeravatarModeratorModeratorBeiträge: 8855Wohnort: LübeckRegistriert: 09.09.2007, 18:31
Kürzlich hatte ich ja nach eienr Idee für eine Kurzgeschichte zum Thema Hotel gesucht. Habt alle vielen Dnak für eure Vorschläge. Das hier ist nun die Geschichte, die daraus entstand, nachdem ich meine erste Idee fallengelassen hatte. Es ist nichts Weltbewegendes, aber ich wollte es dennoch mal posten. ;)

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Verschwunden
von
Alexander Lohmann

Menschen verschwinden hin und wieder mal, daran ist eigentlich nicht unbedingt etwas Ungewöhnliches zu vermuten. Einige verschwinden für kurze oder auch längere Zeit auf der Toilette, andere von langweiligen Familienfeiern, nur um dann volltrunken im Gartenhaus wiedergefunden zu werden. Straftäter verschwinden hinter Gefängnistüren, Kinderstars aus Film und Fernsehen oftmals in der Versenkung. Frisch verliebte Pärchen verschwinden gerne in Hotelzimmern, Wäschekammern und anderen sich anbietenden Örtlichkeiten. Die hübschen Damen in engen Kostümen, die in Zaubershows den Magiern immer helfend beiseite stehen verschwinden meistens in großen mit glitzernden Sternen beklebten Kisten, und Durchschnittsmenschen verschwinden in der breiten Masse. Manchmal verschwindet jemand kurz um Zigaretten zu holen, und nutzt die Gelegenheit dann auch um gleich verschwunden zu bleiben.
Es gibt viele Arten wie Menschen verschwinden können, und lediglich die Umstände sind es, die daraus zwei Zeilen in der lokalen Zeitung oder aber etwas ganz und gar Außergewöhnliches machten.
Das Verschwinden des Gastes aus Zimmer 235 war zweifelsohne einer dieser ganz und gar außergewöhnlichen Fälle. Ratlos stand Roland Azcicker im Türrahmen und sah sich ratlos den Schlamassel an. Als vor wenigen Minuten Das Zimmermädchen Gabriella wutentbrannt in sein Büro gestürmt kam um ihm zu verkünden, dass sie sich weigere jenes Zimmer zu reinigen, hatte er nicht einmal eine entfernte Vorstellung dessen, was er nun vor sich sah. Die Minibar war vollständig leer geräumt und der Inhalt auf dem Boden vor dem Fernseher verteilt. Das Bettlaken war zerknittert und mit Chips-Krümeln bedeckt. Im gesamten Zimmer lagen Papierflieger herum, die, wie sich bei genauerer Untersuchung herausstellte, aus den herausgerissenen Seiten der Hotelbibel gefertigt wurden, deren Reste sich auch in keinen sonderlich ansehnlichen Zustand befanden. Die größte Aufmerksamkeit zogen selbstverständlich die riesigen Schmierereien aus Blut auf sich, die sämtliche Wände, Möbel und eigentlich alle Oberflächen im Zimmer bedeckten.
Um den Tatort, Roland Azcicker ging einfach mal davon aus, es würde sich eben darum handeln, nicht zu verunreinigen, hatte er sich die Szene nur vom Flur aus angesehen. Dabei presste er sich ein Taschentuch vor Mund und Nase, um wenigstens einen Teil des bestialischen Gestanks, der aus dem Zimmer drang, von sich fernzuhalten. Er beugte sich vor, um sich noch weiter im Raum umzusehen, damit er die Quelle des üblen Geruchs ausmachen konnte, welcher wohl seinen Ursprung im Badezimmer hatte. Dabei versuchte Azcicker seinen überaus neugierigen Assistenten Bud Growler daran zu hindern in das Zimmer zu marschieren. Nicht nur, weil er verhindern wollte, dass Bud eventuell in Verdacht geraten würde, wenn man später einen Abdruck seiner Schuhsohle im Blut durchtränkten Teppich fände, sondern auch, weil er um seinen empfindlichen Magen wusste und der Putzfrau nicht noch mehr zumuten wollte als ohnehin schon.
„Lauf ins Büro und ruf von dort aus die Polizei.“, trug er ihm auf, nachdem er die Tür des Zimmers geschlossen und das Taschentuch heruntergenommen hatte.
Während er Bud Richtung Aufzug laufen sah, bemerkte Roland die Blicke von ein paar Neugierigen Gästen, die wohl gerade vom Frühstück kamen und nun auf dem Weg zurück in ihr Zimmer waren. Wie sollte er das Chaos, welches ganz sicher bald über sie hereinbrechen sollte nur erklären? Bald würde hier eine ganze Schar von Polizisten herumlaufen, jeden Krümel umdrehen und sämtliche Gäste auf das Genaueste aufs Korn nehmen. Der ruhige Hotelalltag wäre sicherlich gegessen, und an die negativen Schlagzeilen, wenn das hier publik gemacht wurde, mochte er gar nicht erst denken.
Wie sich später, und zwar sehr viel später am Tag herausstellen sollte, waren seine Sorgen weitgehendst unbegründet. Die Schar von Polizisten stellte sich als zwei Beamte, von denen einer gelangweilt im Flur stand und der andere stets unterwegs war um Kaffee zu holen. Außerdem war noch eine Dame von der Spurensicherung da, die zwar keinen Kaffee mochte, dafür aber mehr oder weniger eifrig dabei war ihren Job zu erledigen, indem sie Spuren sicherte.
Vielleicht hatten Serien wie „CSI“, „CSI Miami“ oder auch „CSI New York“ ihm ein völlig verfremdetes Bild von der Wirklichkeit geliefert, aber Roland Azcicker hätte dennoch drauf schwören können, dass eine derartige Untersuchung weit mehr als nur etwa 15 Minuten brauchen durfte. Nach kurzer Zeit jedoch, teilte man ihm mit, dass die arme Person, die die Schweinerei im Badezimmer beseitigen musste, nicht zu beneiden wärer und versiegelte das Zimmer mit Absperrband. Damit die versiegelte Tür nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zog, schob Roland zwei der großen Töpfe mit dem grünen Gestrüpp, von dem niemand im Hotel sagen konnte, wie es denn hieß, davor. Und dann war erstmal Ruhe.

Es war erstaunlich wie eifrig Beamte bei der Arbeit waren, wenn es darum ging, zu bearbeitende Fälle möglichst schnell in irgendwelchen Aktenschränken verschwinden zu lassen. Das war bei der örtlichen Kfz-Stelle genauso wie im Stadtbüro, wenn man beispielsweise einen Reisepass beantragte. Ganz offensichtlich arbeitete die hiesige Polizei ähnlich, denn schon bald erhielt Roland Azcicker einen Anruf in seinem Büro, bei dem ihm sein Gesprächspartner davon in Kenntnis setzte, dass man den Fall abgeschlossen hatte, und man das Zimmer nun wieder gereinigt und normal benutzt werde dürfe. Mehr erfuhr er über die genauen Umstände nicht, und als er nachfragte, sagte man ihm nur, es würde sich um streng vertrauliche Informationen handeln, die nicht nach außen weitergegeben werden dürfen. Und damit war das Gespräch beendet.
Noch am selben Tag wurde die Versiegelung entfernt und die Gäste auf dem Stockwerk konnten endlich aufatmen. Das heißt, sie hätten es gekonnt, wenn die Putzfrau nicht 30 Sekunden, nachdem sie das jene Zimmer betrat, unter Tränen gekündigt und das Haus fluchtartig verlassen hätte. Bud Growler bekam dann doch noch Gelegenheit seine Neugierde bezüglich des Zimmers zu befriedigen, da er dazu auserkoren wurde die Aufgabe der Reinigung zu übernehmen. Auch bekam er so Gelegenheit die Beweggründe der Putzfrau nachzuvollziehen. Trotzdem war das schlimmste am frühen Abend geschafft, und man konnte das Badezimmer wieder betreten. Am nächsten Tag wurden Möbel, Tapeten und Teppichboden entfernt, damit der Raum völlig neu ausgestattet werden konnte. Und nachdem auch der Fliesenleger seine Arbeit beendet hatte, wurde das Zimmer wieder für den ganz normalen Gebrauch freigegeben. Nichts erinnerte nun mehr daran, was hier wohl mit dem geheimnisvollen Gast geschehen war.

„Wir wollen abreisen!“
„Ähm, wie bitte?“, fragte Jennifer, die junge Frau an der Rezeption.
„Sie haben richtig gehört. Hier bleiben wir nicht eine Minute länger.“, sagte die ältere Dame erneut.
„Ist irgendetwas vorgefallen? Sagt ihnen das Zimmer nicht zu?“, fragte Jennifer in einem ruhigen Tonfall. „Wir können Ihnen in dem Fall vielleicht ein anderes Zi-“
„Wir reisen ab!“, sagte die alte Dame erneut und kraulte kurz darauf ihren Handtaschenparasiten, den viele Frauen fälschlicherweise für einen Hund hielten.
„Mein armer kleiner Pupsi ist noch immer ganz verstört,und wenn das passiert, bekommt er immer Probleme mit seinem kleinen Bäuchlein.“
Jennifer rollte kurz unbemerkt mit den Augen. Sie konnte sich mit den Viechern absolut nicht anfreunden. Mit alten nörgelnden Damen im übrigen auch nicht. Am schlimmsten war es dann, wenn sie auch noch gemeinsam auftraten. Sie wusste auch, dass nichts, was sie sagen würde, die alte Dame hätte umstimmen können. Es war in den letzten Wochen oft vorgekommen, dass sich Gäste von den Geschichten rund um das unheimliche Zimmer haben anlocken lassen. Als die ersten behaupteten einen Geist oder unheimliche Präsenz gespürt zu haben, wurden andere Leute aufmerksam. Schon bald war das Zimmer berüchtigt und genoss den Ruf verflucht zu sein.Unnötig zu erwähnen, dass ausgerechnet dieses Zimmer fortan das Beliebteste war.
Doch nicht alle Gäste bekamen, was sie wollten. Einige glaubten seltsame Geräusche zu hören und hin und wieder einen Schatten oder eine undeutliche Gestalt zu erblicken. Unter Jugendlichen wurde es plötzlich „hip“ das erste Mal in ausgerechnet dem Zimmer zu erleben, in dem jemand umgebracht wurde, und gaben natürlich auch diesem Umstand die Schuld dafür, wenn ihr vorhaben nicht ganz gewünscht verlief. Nicht wenige Gäste reisten schlecht gelaunt wieder ab, weil sie glaubten einen Geist gesehen zu haben, andere hatten die selbe Stimmung, weil sie eben keinem begegnet waren.
„...verflucht, habe ich mir wirklich etwas anderes darunter vorgestellt.“
Jennifer schreckte plötzlich hoch, und hoffte, dass der Alten nicht aufgefallen war, dass sie sich mit ihren Gedanken soeben noch ganz woanders befunden hatte. Das passierte ihr leider häufiger. Sobald ihr Gegenüber anfing Blödsinn oder über sehr langweilige Dinge zu reden, schweifte sie ab und dachte an mehr oder weniger wichtige Dinge wie ihrer letzten Telefonrechnung oder was sie eventuell noch einkaufen musste.
„...ören Sie mir überhaupt zu?“, rief die Dame mit dem Hund und klopfte mit dem Griff ihres Regenschirms lautstark auf den Tresen. Jennifer wurde augenblicklich in die Wirklichkeit zurück gerissen.
„Ähm, ja natürlich. Sie sagten soeben, da-“
„Wenn sie schon behaupten, es wäre ein verfluchtes Hotelzimmer, dann kann man darin doch wenigstens einen Geist oder wenigstens einen Dämonen erwarten, wenn nicht sogar einen Inkubus.“
„Einen was?“
„Einen Inkubus!“, sagte die Dame genervt. „Sie wissen schon. Ein Dämon, der schöne Frauen im Schlaf aufsucht um mit ihnen zu verkehren.“ Sie beugte sich über den Tresen und schaute sich vorsichtig um. „Sexuell zu verkehren.“, fügte sie dann ihrem vorherigen Satz noch hinzu und nickte mit einem seltsam anmutenden Grinsen.
Jennifer spürte derweil zweierlei Dinge. Eine Gänsehaut und aufsteigende Übelkeit. Während sie den Würgereiz unterdrückte, versuchte sie das Bild, das plötzlich in ihrem Kopf entstanden, war zu vertreiben. Noch während sie überlegte, was sie darauf antworten konnte, fuhr die Dame mit dem Hund in der Tasche fort.
„Was wir da im Zimmer gesehen haben, war ganz sicher kein Inkubus, darauf können sie Gift nehmen. Das war aller höchstens eine Frechheit!“
„Und was haben sie dann dort gesehen?“, fragte Jennifer vorsichtig?
„Also ob sie das nicht ganz genau wüssten. Eine ganz billige Nummer war das, das will ich ihnen sagen! Und nun will ich endlich abreisen!“
Nichts, was Jennifer noch gesagt hatte, vermochte die alte Dame zum Bleiben zu verleiten, aber eigentlich war sie auch gar nicht mal so sonderlich traurig darüber. Stattdessen war ihr Interesse geweckt. Sie bat ihre Kollegin kurz zu übernehmen und eilte eben zu jenem verfluchten Zimmer. Ein seltsamer Geruch strömte ihr entgegen, als sie die Tür öffnete und sich vorsichtig hinein wagte. Eine Mischung aus dem billigen Parfum der alten Dame und etwas anderem, das sie zunächst nicht genau einordnen konnte. Als sie ins Badezimmer kam, wurde ihr auch sofort woher der andere Geruch kam. Angewidert verzog sie das Gesicht.
„Der Köter hatte ja wirklich Verdauungsprobleme.“, bemerkte sie angeekelt und sah sich weiter im kleinen Raum um. Nichts. Zumindest nichts, das irgendwie von großer Bedeutung hätte sein können. Sie ließ das Badezimmer hinter sich und begutachtete das Bett und die Mini-Bar. Ebenfalls nicht. Mit Ausnahme einem kleinen Döschen Gourmet-Hundefutter, das mit Sicherheit darin vergessen wurde.
Und dann wurde es unheimlich. Jennifer zuckte zusammen, als plötzlich und und Vorwarnung jemand die Toilettenspülung betätigte. Beinahe hätte sie laut aufgeschrien, beschränkte sich dann aber doch auf ein kurzes Quieken als sie hektisch herum fuhr und die Badezimmertür im Blick behielt. Mehrere Minuten verharrte sie so und starrte in den kleinen weiß gefliesten Raum. Als sich ihre Füße wieder bewegen ließen, wagte sie sich vorsichtig näher. Er war leer. Kein Geist, kein Dämon, einfach nichts. Sie ging herein und schaute sich um. Auch an der Toilette war nichts auffälliges zu erkennen. Jennifer klappte Brille und Deckel herunter, aber auch das brachte keine neuen Erkenntnisse. Stattdessen wurde ihr Unbehagen immer größer.

Gerade als er den Telefonhörer aufgelegt hatte, und überlegte einen Abstecher in die Küche zu machen, um zu probieren, was den Gästen heute als Mittagsbuffet aufgetischt werden würde, stürmte Jennifer in sein Büro und machte seinen Plan auch gleich zunichte. Sie war aufgeregt, redete von alten Frauen mit Hunden und Toilettendeckeln. Ehe Roland Azcicker sich versah, war er schon mit ihr unterwegs in den zweiten Stock und versuchte beruhigend auf sie einzureden.
Im Zimmer befand sich augenscheinlich natürlich kein Geist. Mutig Schritt er durch die Tür und sah sich großzügig um während er sich um die eigene Achse drehte.
„Huhu! Jemand hier?“, rief er laut und nicht ohne Belustigung, als er Jennifers genervten Blick aus den Augenwinkeln bemerkte.
„Vielleicht sollten Sie im Badezimmer nachsehen...“, sagte sie etwas gereizt.
Mutig ging er also einen Raum weiter und wiederholte die Prozedur, mit demselben Ergebnis. Kein Geist antwortete. Mürrisch folgte ihm Jennifer und ließ ebenfalls den Blick wandern. Das unheimliche Gefühl von eben wollte sich nun partout nicht mehr einstellen. Ratlos sah sie ihn an und zucke mit den Schultern.
„Na also.“, sagte Roland freundlich lächelnd. „Ich habe dich gesagt, dass hier- WAS UM ALLES IN DER-“
Und dann hatte es sowohl ihm als auch Jennifer die Sprache verschlagen, als plötzlich ohne Vorwarnung ein nackter, mit Blut besudelter Mann mit einer Zahnbürste im Mund ins Badezimmer kam und gedankenverlorenen seine Zähne schrubbte. Er ging zum Waschbecken, souckte aus, gurgelte und spuckte erneut. Anschließend drehte er sich um und sah die beiden überraschten Besucher direkt an.
Nachdem Roland den ersten Schrecken überwunden hatte, reagierte er geistesgegenwärtig und tat auch das Erstbeste, was man in Gegenwart eines Geistes tun konnte. Er schlug zu. Vielleicht war es nicht wirklich das Beste, aber in diesem Falle zeigte es Wirkung. Der Geist taumelte zurück, schlug mit dem Kopf zuerst gegen den Spiegel und rutschte dann langsam zu Boden, nicht ohne auf dem Weg nach unten noch mit dem Waschbecken zu kollidieren.
Doch ein wenig überrascht sah Roland Azcicker zu dem am Boden liegenden Körper, dann auf seine Faust und schließlich erneut zu dem unbekannten Typen. Sollte dieser sich tatsächlich als Geist herausstellen, so hätte Roland heute einen wichtigen Punkt gelernt, was Geister angeht. Entweder man konnte sie tatsächlich umhauen, oder der Kerl am Boden war ziemlich lebendig. Genau das versuchten sie auch herauszufinden, als sie ihn dann gemeinsam mit dem zur Hilfe gerufenen Bud Growler ins Büro im Erdgeschoss trugen. Den irritiert drein blickenden Gästen, die ihnen währenddessen über den Weg liefen, erzählte Roland nur etwas von einem Zusammenbruch in der Sauna, und dass sie diese erstmal lieber nicht aufsuchen sollten. Glücklicherweise stolperte wohl niemand von ihnen über die Tatsache, dass die erwähnte Sauna sich eigentlich im Keller neben dem hauseigenen Schwimmbad befand.
Irgendwann hatten sie den vermeintlichen Geist auch endlich in dem kleinen Büro hinter der Rezeption auf einen Stuhl verfrachtet und genauer in Augenschein genommen. Man hatte ihm einen kuscheligen weißen Bademantel, auf dessen Rückseite der Name des Hotels in goldenen Lettern aufgestickt war. Wie sich herausstellte, war es tatsächlich jener Gast, der damals spurlos verschwunden war. Völlig ratlos suchte Roland nach den passenden Worten.
„Was zum...? Wie...? Warum....? Wer....?“, begann er, vermochte es aber nicht, auch nur einen seiner Sätze zu beenden. Der Gast legte fragend den Kopf schief und sah ihn erwartungsvoll an.
„Also gut, ich fange nochmal an... Haben Sie vor einigen Wochen in Zimmer 235 gewohnt?
„Ja.“, sagte der Gast, nachdem er sich zuvor vorsichtig umgesehen hatte.
„Es wurden Ermittlungen durchgeführt. Man hat sie gesucht. Die Polizei war da... Haben sie das etwa alles mitbekommen?“
„Ähm...ja.“
„Aber... ich verstehe nicht... Wozu das ganze....?“
„Nun...“, begann der seltsame Gast, kratzte sich am Kinn und suchte wohl nach den richtigen Wörtern. „Es war wegen des Porno-Kanals.“
Wenn er zuvor noch gedacht hatte, er wäre auf so ziemlich jede Antwort gefasst gewesen, so musste Roland Azcicker nun leider feststellen, dass er sich gründlich geirrt hatte. Und alle Anwesenden konnten das ziemlich gut aufgrund seines Gesichtsausdrucks erkennen. Trotzdem gelang es ihm nach einiger Zeit seine Stimme wiederzufinden.
„Wegen... Wegen des Porno-Kanals?“, fragte er fassungslos.
„Ja, und der Minibar.“ fuhr der Gast fort. „Ganz versehentlich bin ich wohl über die Fernbedienung gestolpert, und der Porno-Kanal ging an, ich gucke so was ja eigentlich nie, und als ich den Fernseher ausschalten wollte, stolperte ich, und riss ein paar Tüten aus der Minibar, die aufgingen und sich über dem Teppich verteilten. Na gut, eigentlich habe ich versehentlich den Inhalt daraus gegessen und getrunken, und der Prono-Kanal ist vielleicht auch nicht so ganz versehentlich eingeschaltet worden. Aber dann viel mir auf, dass ich das gar nicht bezahlen konnte und musste mir etwas einfallen lassen.“
„Und ihren Tod vorzutäuschen und sich seitdem irgendwo im Zimmer versteckt zu halten hielten sie für die bestmögliche Idee?“, fragte Roland sichtlich irritiert.
„Naja, es war vielleicht ein wenig voreilig, das gebe ich zu, aber es hat zumindest funktioniert.“
Roland ließ sich auf einen Stuhl sinken, da ihm sein Verstand gerade die aktive Mitarbeit verweigerte und ihm einfach keine passenden Worte einfielen. Was sollte er davon eigentlich halten? Würde ihm so eine Geschichte irgendwer glauben? Konnte es sein, dass das hier eigentlich gar nicht geschah und nur eine Art Halluzination sein, weil er selbst vielleicht irgendwo mit Schläuchen und Kabeln an piependen Maschinen angeschlossen in einem Krankenbett lag, weil ihm ein Blumentopf auf dem Kopf gefallen war? Zumindest war es glaubhafter als das hier. Wenigstens hatte der verschwundene Gast in den letzten Wochen mehr Besucher ins Hotel gelockt als im gesamten Jahr zuvor gekommen waren.
Roland stutzte. Er hatte eine Idee. Aber konnte er das wirklich machen? Es war absoluter Blödsinn, doch auf der anderen Seite war bereits dermaßen viel Unsinn geschehen, dass er dem Ganzen ruhig noch die Krone aufsetzen konnte, um den Schwachsinn endgültig komplett zu machen.
„Also.“, sagte er, während es sich langsam erhob und mit den Fingern die Nasenwurzel massierte. „Sie haben sich den Porno-Kanal angesehen und die Mini-Bar leergeräumt. Dadurch und durch die Renovierungsarbeiten sind erhebliche Kosten entstanden, allerdings haben sie auch ordentlich Geld in die Kasse gespült.“
Der ehemals verschwundene Gast saß noch immer auf seinem Stuhl und hörte aufmerksam zu.
„Wenn das bekannt werden würde, wäre dieses Hotel wohl der Lächerlichkeit selbst preisgegeben, und darum wäre es mir ganz lieb, wenn alles so bleibt, wie es gerade ist.“
Roland Azcicker seufzte. Seufzte wirklich laut und ausgiebig. Dann sprach er nach einer kurzen Pause weiter.
„Was halten Sie davon, wenn sie einfach so weitermachen wie bisher. Sie bekommen ein kleines Gehalt, und sorgen weiterhin dafür, dass man sie für einen Geist hält.“
„Klar doch, gerne.“, gab er als knappe Antwort und erhob sich von seinem Stuhl.
„Na schön, dann wäre das ja geklärt. Willkommen in unserem Team!“, sagte er und reichte seinem neuen Mitarbeiter die Hand. Erfreut erwiderte dieser den Handschlag und strahlte über das ganze Gesicht.
„Aber noch eines. Dürfte ich erfahren,wie sie das damals mit dem Blut angestellt haben, und wo sie eigentlich die ganze Zeit steckten, als man nach ihnen suchte?“
„Nein, dürfen sie nicht.“, sagte der neue Hausgeist freundlich, kuschelte sich in seinen Bademantel und ging nach oben um dort in seinem Zimmer zu verschwinden.



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"Ich habe selten einen Film gesehen, der so konsequent auf alles scheißt, was einen FIlm langweilig macht."
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BeitragVerfasst: 16.09.2009, 12:00
BenutzeravatarSite AdminSite AdminBeiträge: 9140Wohnort: HamburgRegistriert: 05.09.2007, 08:46
Hui ganz schön lang geworden :finger01
Die lese ich mir mal am Wochenende in ruhe durch,so mit kleine Augen gerade ist das nix :engel



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BeitragVerfasst: 16.09.2009, 12:07
BenutzeravatarModeratorModeratorBeiträge: 8855Wohnort: LübeckRegistriert: 09.09.2007, 18:31
Exy hat geschrieben:
,so mit kleine Augen gerade ist das nix :engel


Und dabei habe ich extra die Schrift größer gemacht. :engel



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"Ich habe selten einen Film gesehen, der so konsequent auf alles scheißt, was einen FIlm langweilig macht."
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BeitragVerfasst: 16.09.2009, 12:13
BenutzeravatarSite AdminSite AdminBeiträge: 9140Wohnort: HamburgRegistriert: 05.09.2007, 08:46
Die Schrift war nicht das Problem,ich könnte jetzt prima des öfteren in der Zeile verrutschen was mir ansonsten weniger passieren würde,bin gerade erst wieder aufgestanden ;)
Mal sehen villeicht schaffe ich das auch schon morgen früh ;)



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BeitragVerfasst: 16.09.2009, 13:20
BenutzeravatarModeratorModeratorBeiträge: 8855Wohnort: LübeckRegistriert: 09.09.2007, 18:31
Eigentlich war es auch nur ein seeeeeeeeeh flacher Witz von mir, womit ich ausdrücken wollte, kleine Augen durch größere Schrift auszugleichen. ;)



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BeitragVerfasst: 16.09.2009, 14:18
BenutzeravatarSite AdminSite AdminBeiträge: 9140Wohnort: HamburgRegistriert: 05.09.2007, 08:46
Siehste der war so flach den hab ich gar nicht gesehen mit meinen kleinen Augen ;)



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BeitragVerfasst: 16.09.2009, 14:28
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Dann hätte ich Die Schrift in der Antwort halt auch vergrößern müssen. :engel



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BeitragVerfasst: 16.09.2009, 20:18
Benutzeravatarhirnfressender Zombiehirnfressender ZombieBeiträge: 686Registriert: 06.07.2009, 16:10
habs mir gerade mal durchgelesen. also cih fand richtig gut, klasse geschrieben undd ie idee war auch richtig gut. hätte mir für den schluss nur etwas wirklich übernatürliches gewünscht, aber dennoch richtig gut, respekt :finger04



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BeitragVerfasst: 16.09.2009, 21:33
BenutzeravatarModeratorModeratorBeiträge: 8855Wohnort: LübeckRegistriert: 09.09.2007, 18:31
Echt? :huhsm Hab vielen Dank für die Blumen.^^
EIgentlich sollte es auch eine Geschichte mit übernatürlichem Inhalt haben, doch irgendwie wurde das das da draus, was man nun hier lesen kann.^^



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BeitragVerfasst: 17.09.2009, 14:52
Benutzeravatarhirnfressender Zombiehirnfressender ZombieBeiträge: 686Registriert: 06.07.2009, 16:10
MamoChan hat geschrieben:
Echt? :huhsm Hab vielen Dank für die Blumen.^^
EIgentlich sollte es auch eine Geschichte mit übernatürlichem Inhalt haben, doch irgendwie wurde das das da draus, was man nun hier lesen kann.^^


macht nix, ist trotzdem sehr gut geworden :finger04



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BeitragVerfasst: 17.09.2009, 16:13
BenutzeravatarModeratorModeratorBeiträge: 8855Wohnort: LübeckRegistriert: 09.09.2007, 18:31
Dankeschön. :prost



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"Ich habe selten einen Film gesehen, der so konsequent auf alles scheißt, was einen FIlm langweilig macht."
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BeitragVerfasst: 17.09.2009, 17:08
BenutzeravatarSite AdminSite AdminBeiträge: 9140Wohnort: HamburgRegistriert: 05.09.2007, 08:46
So jetzt hab ich mir die Geschichte auch mal durchgelesen.
Im allgemeinen finde ich die Story klasse geschrieben (man erkennt du wirst immer besser in deiner "schreibe" ;) ) und die Idee dahinter ist auch cool,
hat gegen Ende ein bischen was von einer
Spoiler: anzeigen
Horror-Komödie


Besonder gefallen hat mir die Einleitung zum Thema "Verschwinden",wobei man das auch nochmal in dem
Spoiler: anzeigen
Akte-verschwinden lassen Absatz
hätte kurz aufgreifen können,nicht wichtig wäre aber noch ein netter nebenaspekt!

Was mir gar nicht gefallen hat,war der Anfang des Absatzes

Zitat:
Gerade als er den Telefonhörer aufgelegt hatte, und überlegte einen Abstecher in die Küche zu machen, um zu probieren, was den Gästen heute als Mittagsbuffet aufgetischt werden würde, stürmte Jennifer


Gerade weil der Absatz davor mit dem Handlungsstrang von Jennifer endete,war es hier ein bischen verwirrend,der Satz war ein bischen zu lang bis man gemerkt hat um wen es sich eigentlich in diesem Satz handelt!

Ansonsten absolut Top...mal eine "etwas-andere" Story!!! :finger01 :finger04



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BeitragVerfasst: 17.09.2009, 17:34
BenutzeravatarModeratorModeratorBeiträge: 8855Wohnort: LübeckRegistriert: 09.09.2007, 18:31
Dankeschön.^^ Die Kritik nehme ich wie immer als Grundlage mich weiter zu verbessern. :)



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"Ich habe selten einen Film gesehen, der so konsequent auf alles scheißt, was einen FIlm langweilig macht."
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BeitragVerfasst: 21.09.2009, 13:13
BenutzeravatarWächter des TTWächter des TTBeiträge: 3059Wohnort: KaltenkirchenRegistriert: 29.02.2008, 20:12
Ich werd mir das die Tage auch noch ma zu Gemüte führen, hab da jetzt nich so die Ruhe für.

Aber etwas positives hab ich schonmal: du hast diesmal mehr Abstände gelassen, somit ist das ganze leichter zu lesen. :finger04



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Seltsam? Aber so steht es geschrieben...
neal-adams-monsters.jpg
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BeitragVerfasst: 05.10.2009, 14:05
Benutzeravatarhirnfressender Zombiehirnfressender ZombieBeiträge: 604Wohnort: ViersenRegistriert: 05.02.2008, 15:09
Coole Story!



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